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Alkohol in der Stillzeit – ist Stillen und Alkohol vereinbar?

Alkohol in der Stillzeit 4

Dass Alkohol in der Schwangerschaft eigentlich ein Tabu sein sollte, wissen die meisten Frauen. Wenn es allerdings zum Thema “Alkohol in der Stillzeit” kommt, herrscht Unsicherheit und die Empfehlungen von Experten unterscheiden sich teilweise voneinander.

Daher möchte ich euch in diesem Artikel alles erklären was ihr zum Thema Alkohol und Stillen wissen müsst!

Alkohol in der Stillzeit – mögliche Folgen

Alkohol ist ein Zellgift und geht bei Konsum auch in die Muttermilch über. Und als neurotoxisches Zellgift stellt Alkohol grundsätzlich erst einmal eine Gefahr für die Hirnentwicklung des noch unreifen Gehirn des Babys dar.

Daher stellt sich natürlich die Frage, ob das Kind gefährdet ist, wenn die Mutter in der Stillzeit Alkohol konsumiert – tatsächlich ist die Antwort auf diese Frage aber gar nicht so einfach! Ein Vergleich mit Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist nicht hilfreich – denn die gleiche Menge Alkohol in der Schwangerschaft kommt in etwa 100-facher Menge beim Kind an verglichen mit Alkohol in der Stillzeit. Konkret bedeutet das: 100ml Sekt in der Stillzeit hat den gleichen Alkoholeffekt auf das Kind wie 1ml (!) in der Schwangerschaft.

Das heißt allerdings noch lange nicht, dass Alkohol in der Stillzeit KEIN Problem wäre – deswegen möchte ich euch hier alle Infos geben, die zu diesem Thema bekannt sind.

Einfluss auf das Kind

Das Gehirn des Säuglings ist noch sehr empfindlich und so könnten höhere Alkoholdosen potentiell die Entwicklung negativ beeinflussen. Einzelfallstudien berichten von einer schlechteren psychomotorischen Entwicklung – die Datenlage ist hier jedoch sehr dünn.

Neugeborene können Alkohol schlechter verstoffwechseln als Erwachsene und benötigen etwa doppelt bis viermal so lange für den Abbau entsprechender Mengen, da die Alkoholdehydrogenase noch langsamer funktioniert.

Studien kommen bezüglich der reelen Gefahr von Schäden nicht zu eindeutigen Ergebnissen, daher wird nach dem Grundprinzip “better save than sorry” zur Vorsicht geraten.

Einfluss auf die Milchproduktion

Stillen und Alkohol - Sektflasche und Sektgläser

Obwohl viele Frauen glauben, dass Sekt oder Bier die Milchproduktion anregen, ist das Gegenteil der Fall. Alkohol in der Stillzeit hemmt tatsächlich die Milchproduktion über den Einfluss auf die Hormone Prolaktin und Oxytocin. Alkohol senkt dabei den Spiegel des “Bindungshormones” Oxytocin und reduziert so den Milchspendereflex.

Studien zeigen, dass in den ersten vier Stunden nach Alkoholkonsum die Milchproduktion um ca. 20% gedrosselt ist. Solltet ihr also Probleme mit der Milchmenge haben, so ist ein gut gemeinter Tipp doch mal ein Glas Sekt zu trinken, definitiv kein guter Rat…!

Alkoholkonsum und plötzlicher Kindstod

Studien haben gezeigt, dass das Risiko des Säuglings am plötzlichen Kindstod zu versterben beim sogenannten “Cosleeping” (Schlafen des Kindes im Bett der Eltern) generell erhöht ist. Die aktuelle Leitlinie zur Vermeidung des plötzlichen Säuglingstods rät daher zum Schlafen im Zimmer der Eltern in einem eigenen Bett (z.B. einem Beistellbett).

Neue Studien haben aber auch gezeigt, dass das Risiko nur gering erhöht ist – solange die Eltern weder rauchen noch trinken. Alkoholkonsum bei Mutter oder Vater erhöht das Risiko des Cosleepings deutlich – auch das ist bei der Frage von Alkohol in der Stillzeit zu berücksichtigen. Insbesondere wenn ein Elternteil Alkohol konsumiert hat, sollte das Baby zur eigenen Sicherheit NICHT im Bett der Eltern schlafen.

Alkoholkonzentration in der Muttermilch

Die Alkoholkonzentration in der Muttermilch entspricht im wesentlichen der Alkoholkonzentration im Blut der Mutter. Hat die Mutter also nach Alkoholkonsum einen Blutalkoholwert von 0,5 Promille, so enthält auch die Muttermilch grob einen Alkoholgehalt von 0,5 Promille – 0,05% also. Das Maximum im Blut ist etwa 30 Minuten nach Konsum zu beobachten – und so steigt auch der Gehalt in der Muttermilch. Fällt der Blutalkoholspiegel wieder ab, fällt auch der Gehalt in der Muttermilch entsprechend.

Der tatsächliche Blutalkoholgehalt nach Konsum alkoholhaltiger Getränke hängt von verschiedenen Faktoren eine Rolle. Einen Einfluss haben:

  • Menge an konsumiertem Alkohol
  • Gewicht der Mutter
  • Geschwindigkeit des Trinkens
  • Tageszeit des Konsums
  • Blutzuckerspiegel der Mutter

Interessanterweise ist die Blutalkoholkonzentration stillender Frauen bei gleicher Konsummenge niedriger als bei vergleichbaren nichtstillenden Frauen. Experten machen für diese Beobachtung einen erhöhten First Pass Effekt verantwortlich. Das heißt, der Körper stillender Frauen verstoffwechselt Alkohol bereits stärker im Magen sowie bei der ersten Leberpassage. Das ist allerdings mitnichten ein “Freifahrtschein”…!

Alkoholgehalt bestimmter Getränke

Die Menge Alkohol in einem Getränk könnt ihr mithilfe folgender Formel berechnen:

Alkoholgehalt im Getränk = Menge des Getränks (ml) x Alkoholgehalt in Prozent / 100 x 0,8

Da das vielen zu kompliziert ist, will ich euch hier exemplarisch den Alkoholgehalt bestimmter Getränke verraten.

Getränk und Mengeenthaltene Alkoholmenge (g)
0,5l Bier (4,8%)19,2g Alkohol
0,2l Wein (11%)17,6g Alkohol
2cl Schnaps (38%)6,1g Alkohol
0,1l Sekt (11%)8,8g Alkohol
Aperol Spritz (~0,25l)~20-30g Alkohol
0,5l Radler (2,5%)10g Alkohol
Hugo (~0,25l)~10-15g Alkohol
Gin Tonic~12-15g Alkohol
Long Island Ice Tea~25-30g Alkohol

Wie viel Alkohol kommt tatsächlich durch Stillen beim Kind an?

Aufgrund der Ergebnisse verschiedener Studien ist davon auszugehen, dass beim Kind ungefähr 0,3-6% der konsumierten mütterlichen Alkoholdosen erreicht werden.

Wie lange dauert der Abbau von Alkohol?

Der Abbau von Alkohol ist abhängig von eurem Gewicht und der Menge Alkohol, die ihr zu euch genommen habt. Als Faustregel gilt, dass normalgewichtige Frauen für den Abbau von 10g Alkohol etwa 1,5-2h benötigen.

0,0% (“ohne Alkohol”) oder “alkoholfrei”?

Ist ein Produkt in Deutschland mit “alkoholfrei” gekennzeichnet, so darf es noch bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol beinhalten. Damit darf das Produkt bis zu 4g Alkohol auf einen Liter enthalten – dies trifft auf die meisten alkoholfreien Bier- und Weinsorten zu. Ist ein Produkt dagegen mit “ohne Alkohol” oder 0,0% beschriftet, so darf es nicht einmal diese Restmengen Alkohol enthalten.

Auch Fruchtsäfte können bis zu 0,38 Volumenprozent Alkohol enthalten – reife Bananen sogar bis zu 1% und Sauerkrautsaft bis zu 2%.

Gute Informationen zum Thema Alkohol in Schwangerschaft und Stillzeit sowie alkoholfreiem Bier findet ihr auch hier: https://www.bierbewusstgeniessen.de/schwanger-ohne-alkohol/

Alkoholfreies Bier in der Stillzeit?

Zwei Biergläser - Alkohol in der Stillzeit
Ist alkoholfreies Bier in der Stillzeit okay?

Falls ihr euch jetzt also die Frage stellt ob alkoholfreies Bier in der Stillzeit okay ist, kann ich euch eine klare Entwarnung geben und diese Frage bejahen.

Die Restmenge Alkohol in alkoholfreiem Bier ist so verschwindend gering, dass nicht davon auszugehen ist, dass beim Kind auch nur minimalste Mengen Alkohol durch die Muttermilch ankommen. Das ist wissenschaftlich gesehen einfach unmöglich, da ja selbst bei der Mutter keine nennenswerten Blutalkoholkonzentrationen möglich sind – selbst wenn sie literweise alkoholfreies Bier (mit einem Restalkoholgehalt von 0,5%) trinken würde. Folglich ist auch in der Muttermilch kein Alkohol zu finden und daher kann überhaupt kein Schaden beim Kind entstehen.

Das in Bier enthaltene Malz “steht im Verdacht” die Milchbildung positiv zu beeinflussen, weshalb viele stillende Mamas gerne Malzbier trinken. Doch auch normales Bier und alkoholfreies Bier enthalten (Gersten-)Malz. In Studien nachgewiesen ist der Einfluss auf die Milchbildung allerdings nicht…!

Alkoholfreies Bier ist außerdem ein isotonisches Getränk mit einem niedrigen Zucker- und Kaloriengehalt. Gerade in der Stillzeit ist es unglaublich wichtig, viel zu trinken, um die Milchbildung aufrecht zu erhalten. Und mit Fruchtsäften und Softdrinks kommen teils erhebliche Kalorien- und Zuckermengen zusammen, welche weder euch noch eurem Kind gut tun.

Am besten geeignet sind als Getränke in der Stillzeit natürlich Wasser und Tee – aber gerade wenn das irgendwann mal doch “zu langweilig wird”, könnt ihr sehr gerne zu einem alkoholfreien Bier greifen!

Das sagen Experten zu Alkohol in der Stillzeit

Die Empfehlungen zum Alkoholkonsum in der Stillzeit sind international nicht eindeutig und reichen von einer Empfehlung des kompletten Verzichts bis hin zur Toleranz gelegentlichen moderaten Konsums. Auch in Deutschland sind die Empfehlungen differenziert – im Gegensatz zur Frage des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft sehen deutsche Experten die Situation in der Stillzeit als komplexer an.

Bundesamt für Risikobewertung / Nationale Stillkommission

Das Bundesamt für Risikobewertung sowie die Nationale Stillkommissionen empfehlen klar, auch in der Stillzeit auf Alkoholkonsum zu verzichten („Stillen und Alkoholkonsum? – Besser nicht!“). Sie weisen darauf hin, dass Alkoholkonsum möglicherweise den Geruch sowie die Zusammensetzung der Muttermilch verändern und den Milchspendereflex temporär verringern kann. Überdies ist es möglich, dass Alkoholkonsum der Mutter einen Einfluss auf das Schlafverhalten des gestillten Säuglinges hat sowie die Mutter-Kind-Interaktion verändert sein kann.

Sie empfehlen, im Falle eines gelegentlichen Konsums eine Stillpause einzulegen, bis der Alkohol in der Muttermilch weitestgehend wieder abgebaut ist und bei geplantem Konsum, direkt vor dem Konsum zu Stillen.

Im Fachgutachten weist das BfR allerdings auch darauf hin, dass die bei Alkoholkonsum in der Schwangerschaft beobachteten Folgen beim Kind nicht auf die Situation beim Stillen übertragbar sind. In Modellierungen kam das BfR zum Ergebnis, dass bei Aufnahme gleicher Mengen Alkohol in der Schwangerschaft eine 100-fach höhere Konzentration beim Ungeborenen zu beobachten ist im Vergleich zum gestillten Säugling.

Hebammenverbund

Der Deutsche Hebammenverbund weist darauf hin, dass ein kompletter Alkoholverzicht auch in der Stillzeit die sicherste Option darstellt. Ein Konsum von bis zu 20g Alkohol wird in der Stillzeit als risikoarm angesehen. Der Verband empfiehlt außerdem, mit dem Konsum von Alkohol generell zu warten, bis sich die Mahlzeiten des Kindes besser planen lassen. In Falle eines geplanten Konsums rät er, direkt vor dem Konsum noch einmal zu stillen und dann eine Stillpause einzulegen, bis der Alkohol in der Muttermilch wieder abgebaut ist.

Fazit zu Alkohol in der Stillzeit

Leider ist die Datenlage zu Alkohol in der Stillzeit tatsächlich sehr begrenzt und es liegen nur wenige Studien vor. Diese deuten darauf hin, dass ein gelegentlicher (!) Konsum geringer Mengen niedrigalkoholischer Getränke (Wein, Bier, Sekt) vermutlich keinen nennenswert schädigenden Einfluss auf das Kind hat.

Gerade da die Datenlage aber so dünn ist, muss man ganz klar sagen: am sichersten ist der komplette Verzicht auf Alkohol auch in der Stillzeit (“better save than sorry”). Inzwischen gibt es glücklicherweise sehr viele alkoholfreie Alternativen und die gesellschaftliche Akzeptanz von “Nicht-Konsum” ist deutlich gestiegen in den letzten Jahren.

Mein Tipp: haltet es knapp mit Alkohol in der Stillzeit und probiert doch mal ein alkoholfreies Bier oder einen alkoholfreien Cocktail! Und wenn ihr doch mal etwas trinkt, dann haltet einen Abstand von 2-3 Stunden zur nächsten Stillmahlzeit ein. Sollte dies dann doch nicht umsetzbar sein (weil das Kind vorher Hunger bekommt), kann Pre-Nahrung oder (vor dem Konsum) abgepumpte Muttermilch zum Überbrücken helfen.

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Quellen

  • https://www.bierbewusstgeniessen.de/schwanger-ohne-alkohol/
  • “Alkohol in der Stillzeit – Eine Risikobewertung unter Berücksichtigung der Stillförderung”, Bundesinstitut für Risikobewertung / Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Link zum PDF)
  • “Alkohol in Schwangerschaft und Stillzeit”, Expertengespräch im BfR vom 27. Juni 2011 (Link zum PDF)
  • “Stillen und Alkohol – Ein Ratgeber für stillende Frauen”, deutscher Hebammenverbund, 2017 (Link zum PDF)
  • Haastrup, M.: “Alcohol and Breastfeeding”, Basic Clin Pharmacol Toxicol., 2014 (Link)

Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Brauer-Bund, der mit seiner Kampagne „Schwanger. Natürlich ohne Alkohol!“ auf das Problem aufmerksam macht. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die Inhalte oder Aussagen des Artikels.

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